Den Kampf gegen Windmühlen gewinnt man nicht. Das lehrt die Geschichte von Don Qujote. In Kärnten kennt der Kampf für Windräder bis jetzt auch noch keinen Sieger. Ergebnisse gibt es trotzdem – und damit auch einen Verlierer: die Energiewende.
Im Notfall soll nun nämlich das Kraftwerk Mellach reaktiviert werden, um Energie zu erzeugen. Aus Kohle, wohl gemerkt. Damit ist nicht nur das zweijährige Schulterklopfen, dass Österreich aus der Kohle ausgestiegen ist, schlagartig vorüber, sondern: Auch die Empörung über den derzeit alternativlosen Riesenschritt ins energetische Steinzeitalter groß. Das kann ich ebenso nachvollziehen, wie die Kritik von Experten, Österreich hätte es verschlafen, die Erneuerbaren Energieträger rechtzeitig auszubauen. Diese Erkenntnis ist erschütternd, aber weder bahnbrechend, noch kommt sie überraschend.
Dennoch: „Guten Morgen“ an alle Verantwortungsträger, die angesichts der Energiekrise jetzt allmählich wach werden. Bisherige Weckrufe zur raschen Energiewende haben sie überhört, vielleicht sogar absichtlich. Seit Jahren trommle ich mit den ÖVP-Abgeordneten nämlich die akute Notwendigkeit, Erneuerbare Energien energisch auszubauen.
Es ist beinahe drei Jahre her, als wir die massive Nutzung von Dächern zur Gewinnung von Sonnenstrom forderten – allem voran auf Gebäuden von Land und Gemeinden. Wir sind erfolgreich für massive Erleichterungen für Häuslbauer eingetreten, wenn sie Photovoltaik-Anlagen auf ihren Dächern installieren wollen.
Und: Ich mache gebetsmühlenartig darauf aufmerksam, dass diese Maßnahmen alleine nicht reichen werden. Wenn wir unabhängiger werden und auch die Energiewende herbeiführen wollen, brauchen wir mehr als bloß Paneele auf Dächern – unabhängig von der Energiekrise und wegen ihr ganz besonders. Bloße Lippenbekenntnisse in Sonntagsreden werden dafür aber nicht genügen. Wir brauchen Möglichkeiten, die Kleinwasserkraft auszubauen, ebenso wie Windräder und Photovoltaik auf Freiflächen, wo sie sinnvoll und vertretbar sind.
Kurz gesagt: In Kärnten könnten wir längst einen wesentlichen Schritt weiter sein. Sind wir aber nicht, weil es politische Kräfte an verantwortungsvollen Stellen gibt, die den Ausbau von Energie aus Sonne oder Wind schlicht blockieren. Da wird das Märchen erzählt, dass Kärnten ohnehin fast 100 Prozent des Strom aus Erneuerbarer Energie bezieht, und behauptet, dass ein bisschen Stromsparen genügt, um die Klimaziele zu erreichen.
Obendrein spielen Verantwortungsträger den Natur- gegen den Klimaschutz aus, als ob man diese Interessen nicht in Einklang bringen müsste – und das auch ohne die Frage zu stellen, wie lange wir noch eine Natur haben werden, die man schützen kann, wenn wir das Klima nicht schaffen zu retten.
Die Liste der Versäumnisse ist ebenso lang, wie der Forderungskatalog der Volkspartei. Die Rechnung dafür liegt mittlerweile auf dem Tisch: Österreich reaktiviert ein Kohlekraftwerk.
Die Folgen der Krise machen das jetzt leider notwendig. Außergewöhnliche Situationen erfordern nun einmal außergewöhnliche Maßnahmen. Ich hoffe, dass diese noch nie dagewesene Situation auch zu neuen, mutigen Entscheidungen und Taten führt – dann nämlich können wir die Energiewende endlich mit jener Kraft vorantreiben, die sie bereits seit Jahren braucht.
Meint Ihr
Markus Malle