Politik hinter den Kulissen
– was Kärnten bewegt
23.08.2016

Die schwere Last der Stichwahl

Für wen werden Sie sich entscheiden in sechs Wochen? Am 2. Oktober steht die Wiederholung der Stichwahl um den Bundespräsidenten an. Auf der einen Seite ein kettenrauchender „Unabhängiger“ mit der Verve des Willi aus der Biene Maja; auf der anderen Seite ein durchgestylter NLP-Master mit Hang nach rechts, der Österreich noch zeigen will, „was alles möglich ist“, wenn er erst einmal der erste Mann im Staate ist.

Viele erinnert diese Entscheidung an die sprichwörtliche Wahl zwischen Pest und Cholera, denn der Bundespräsident hat viel mehr Befugnisse, als sie in den vergangenen Jahrzehnten zu Tage getreten sind. Unverständlich bleibt, warum nicht die gesamte Wahl, also inklusive dem ersten Durchgang, wiederholt wurde, bei dem sicherlich keine anderen Auszählungsmodalitäten zum Zug kamen wie beim Zweiten.

Ein Verlierer steht zumindest jetzt schon fest: Der Steuerzahler! Allein die Wiederholung der Stichwahl wird auf Bundesebene 2,2 Millionen Euro kosten. Nicht eingerechnet sind dabei die Aufwände der beiden Wahlwerber und der jeweiligen Gemeinde für die Durchführung. Der Salzburger Bürgermeister Schaden hat zuletzt einen Kostenersatz von 400.000 Euro verlangt, also rund vier Euro pro Wahlberechtigtem. Wenn man diesen Wert umlegt, kommen auf die Kärntner Gemeinden Kosten von rund 1,8 Millionen Euro zu; Geld, das wir ganz dringend anderswo brauchen würden.

9,2 Millionen Stimmzettel, 1,5 Millionen Kuverts sind gedruckt, mehr als 42 Tonnen Papier wurden verbraucht – ein Segen für die Druckerei und ein kleiner Nadelstich für den umweltaffinen Kandidaten. Aber auch ein Beweis für die schwere Last dieser Stichwahl.

Sie haben es in der Hand, machen Sie daher bitte unbedingt von Ihrem Wahlrecht Gebrauch: In anderen Ländern wird für dieses Privileg derzeit sogar Blut vergossen. Und auch in Österreich braucht es besonders in diesen turbulenten Zeiten ein Vorbild an der Spitze des Staates. Wollen wir hoffen, dass der Sieger auch ein starkes solches sein wird.

 

BILD: © Wolfgang Kofler

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