Krankenstände sind für die vorranging klein- und mittelständische Kärntner Wirtschaft eine organisatorische und finanzielle Herausforderung. Denn in den ersten sechs Wochen trägt nicht eine anonyme Krankenkasse, sondern der eigene Dienstgeber die vollen Kosten für die Fortzahlung des Arbeitsentgeltes und muss zusätzlich noch für einen Ersatz des ausgefallenen Mitarbeiters Sorge tragen.
Jetzt muss man auch ganz offen sagen, dass viele Dienstnehmer auch mit Krankheitssymptomen ihren Job machen. Gegen medizinisch unbegründete Krankschreibungen muss aber unbedingt vorgegangen werden. Denn hier gibt es das bekannte Montags- bzw. Fenstertags-Syndrom und schlägt sich voll und ganz in Kurzkrankenständen nieder. Diese haben sich seit 1970 vervierfacht und seit den 90er Jahren verdoppelt. Auch für das vergangene Jahr muss ein Anstieg vermeldet werden. Auf Basis des Durchschnittsverdienstes in Kärnten tragen die Kärntner Unternehmen direkte jährliche Kosten von 330 Mio. – für Krankenstände. Das bedeutet eine enorme wirtschaftliche Belastung – Krankenstandsmissbrauch ist kein Kavaliersdelikt, sondern glatter Betrug am Arbeitgeber und den eigenen Kollegen.
Unser Gesundheitssystem ist uns nicht nur lieb und teuer, sondern auch eine wirkliche Errungenschaft. Gegen unrechtmäßige Praktiken muss aber vorgegangen werden. Die Ärztekammer ist gefordert, in ihren eigenen Reihen Aufklärung zu betreiben und wirksame Gegenmaßnahmen vorzuschlagen, wie „Gefälligkeitskrankschreibungen“ verhindert werden können. Darüber hinaus, brauchen wir eine stärkere Kontrolle bei den Krankgemeldeten! Einmal mehr zeigt sich, dass die Forderung des Wirtschaftsbundes für die Einführung eines entgeltfreien 1. Krankenstandstages ein Beitrag für mehr Gerechtigkeit darstellen würde.
PS: Wer sich live davon überzeugen möchte, wie leicht man zu einer Gefälligkeitskrankschreibung kommt: mit versteckter Kamera