Politik hinter den Kulissen
– was Kärnten bewegt
01.10.2015

Das Märchen vom Steuerbetrug

oder

Ein Astloch im Keller

 

Es war einmal ein fein herausgeputzter König. Er war aber traurig, weil ihn das Volk nicht mehr so liebte wie zuvor, und rief deshalb seinen Hofstaat zusammen. Das Problem war schnell gefunden: Presste er doch seinen Untertanen so viele Steuern ab, dass sie den Zehent schon mehrfach überstiegen. „Aber ich gebe ihnen doch so viel zurück“, rief der König: „Sicherheit durch tolle Kampfjets, Redewettbewerbe in meinem Parlament und viele bunte Bilder in allen inseratenfinanzierten Gratiszeitungen!“ Nach langen Beratungen präsentierten die Minister ihre Idee: Nehmen wir den Menschen weniger weg, nur ein ganz klein wenig, und erzählen ihnen, dass WIR ihnen etwas geben. Der König war begeistert. Nur der Schatzmeister verzweifelte, weil das Geld ja jetzt schon vorne und hinten nicht reichte, aber der König schon mehrfach eine Reduzierung des Hofstaates abgelehnt hatte.

Wer sollte also das weniger wegnehmen bezahlen? Nach monatelangen Klausuren gab es keine Lösung. Jetzt sah der Registrar seine Chance: Schon lange ärgerte er sich, dass er im tiefsten Keller die Akten schlichten musste. „Lieber König“, sagt er, „wir müssen einfach so tun, als ob eine kleine Gruppe zu viel Geld hat und etwas Falsches macht. Im Süden hat das auch funktioniert – dort haben sie einfach einen russischen Oligarchen erfunden, der angeblich die Seen kaufen wollte, damit die Grafschaft diese dann selbst zu teuer erwerben konnte. Das haben auch alle geglaubt! Wir könnten erzählen, dass Händler und Wirte Ihrer königlichen Hoheit einfach einen Teil ihrer Einnahmen unterschlagen – und verlangen, dass sie ALLE eine neue Kasse haben müssen. Weil die Kasse gegen Betrug und ehrliche Unternehmer gegen unlauteren Wettbewerb schützt.“

Dem König war noch nicht klar, wie dadurch mehr Kronen in den Staatssäckel wandern sollten. Der stellvertretende Assistent des Unterabteilungsleiters im Schikanenministerium erklärte: „Alle, die keine Kasse haben, müssen sich eine kaufen. Davon bekommen wir zumindest den doppelten Zehent Umsatzsteuer. Gleiches gilt für die Erneuerung bestehender Kassen. Ein paar zusätzliche Einnahmen werden durch die Belegpflicht schon auch herausspringen, und den Rest holen wir uns über hohe Strafen, wenn eine kaputte Kasse nicht innerhalb von 48 Stunden repariert wird.“

Alle klatschten vor Begeisterung in die Hände und beschlossen, diese neue Kasse einzuführen. Zu Ehren des Registrars sollte sie „Registrierkasse“ heißen. Alle Zeitungen und Teile des Hofstaates wurden aufgerufen, die frohe Botschaft im Land zu verkünden und die Notwendigkeit der Einführung der Registrierkassenpflicht zu untermauern.

Erst viel später, als viele Händler und Wirte zugesperrt hatten und die Steuerreinnahmen noch weniger und die Löcher im Staatssäckel noch größer geworden waren, kamen der König und sein Hofstaat drauf, dass sie damit genau jenen Ast abgesägt hatten, auf dem sie saßen. Und seitdem trägt der Registrar den Spitznamen: Astloch. Und wenn er nicht gestorben ist, schlichtet er zur Strafe immer noch Akten im Keller.

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